Restituta in Rom

Die Basilika S. Bartolomeo auf der Tiberinsel in Rom ist nach dem Wunsch von Papst Johannes Paul II. internationale Gedenkstätte für die Märtyrer des 20. und 21. Jahrhunderts. Auf dem Altar der nicht nur katholischen Märtyrer und Glaubenszeugen unter dem Nationalsozialismus befindet sich seit 2013 auch eine Reliquie der seligen Restituta.

S. Bartolomeo all'Isola in Rom

Basilika S. Bartolomeo auf der Tiberinsel in Rom (Aufnahme April 2013 bei Hochwasser!)

 

Feierlicher Wortgottesdienst und Reliquienübergabe mit Kardinal Schönborn

Am 4. März 2013 begann in Rom das „Vorkonklave“ vor der Wahl von Papst Franziskus. Trotzdem ließ es sich der Wiener Erzbischof Dr. Christoph Kardinal Schönborn nicht nehmen, am selben Abend in der Basilika des hl. Bartholomäus auf der Tiberinsel einem feierlichen Wortgottesdienst zur Übergabe einer Reliquie der seligen Restituta an die Basilika vorzustehen.

Kard. Schönborn bei der Predigt in S. Bartolomeo all’Isola in Rom

Die Hoffnung, dem auch als Papstkandidat geltenden Kardinal Schönborn ein paar Hintergrundinformationen zum Konklave zu entlocken, hatte Scharen von Journalisten nach San Bartolomeo getrieben. Davon profitierte auch die selige Restituta.

In Dankbarkeit für das Zusammenwirken vieler

Besonderer Dank für Organisation und spirituell bewegende liturgische und gesangliche Gestaltung im ostkirchlichen Stil gebührt der internationalen Gemeinschaft Sant‘Egidio, der Papst Johannes Paul II. das Märtyrergedenken in dieser Basilika anvertraut hat.

Mit großartiger persönlicher Unterstützung durch den österreichischen Botschafter beim Hl. Stuhl war der Wunsch unserer römischen Ordensniederlassung Wirklichkeit geworden, dass auch Sr. Restituta als erste – namentlich bekannte und kirchlich selig gesprochene – Märtyrerin Österreichs in dieser Märtyrerbasilika Heimat erhält.

Mitfeiernde aus mehreren Ländern

Unter den Mitfeiernden waren auch die Kardinäle Vlk und Duka, emeritierter und amtierender Erzbischof von Prag, unser langjähriger Freund Kurienkardinal Francesco Marchisano, mehrere BotschafterInnen beim Hl. Stuhl und Angestellte des Vatikans, die Generaloberin unseres Ordens mit Mitschwestern, VertreterInnen des Vereins „Restituta-Forum“, VerehrerInnen und FreundInnen aus Österreich, Tschechien, Homburg (D), den USA und Rom, darunter mehrere Ordensschwestern und Priester und ein mit uns bekannter Comandante der Carabinieri.

Beginn mit einem besonderen Gedenken

In seiner auf Italienisch gehaltenen Homilie erinnerte Kardinal Schönborn zunächst daran, dass diese Feier gerade am Tag des 100. Geburtstags von Franziska Jägerstätter stattfand. Sie war die Witwe des österreichischen Wehrdienstverweigerers Franz Jägerstätter. Auch er ist als österreichischer Märtyrer unter dem Nationalsozialismus und seit 2005 mit einer Reliquie in S. Bartolomeo präsent.

Die Predigt: Sr. Restitutas konkrete Nähe – auch zu Kommunisten

Kard. Schönborn hob besonders Sr. Restitutas praktisch angewendeten Glauben hervor: „Sie hat ihren Widerstand, ihr ‚nein‘ zur Naziideologie nicht verborgen, mit ihrem konkreten, gelebten und praktischen Glauben. Die Leute nannten diese Frau, diese Ordensfrau ‚Schwester Resoluta‘, nicht nur ‚Schwester Restituta‘, weil sie sehr resolut war, sehr praktisch, konkret.“

Foto: Frontalansicht der Restituta Büste von Hrdlicka in der Kapelle

Restituta-Büste von Alfred Hrdlicka und Ben Siegel in der Barbarakapelle des Wiener Stephansdoms

Sehr bewege ihn Sr. Restitutas tröstliche Nähe zu den mit ihr getöteten Kommunisten –  und darum seien auf seinen Wunsch auf der Restituta-Büste des bald darauf verstorbenen kommunistischen Bildhauers Alfred Hrdlicka die Namen der sechs kommunistischen Straßenbahner in ihre Brust geschrieben. „Es ist sehr eindrucksvoll: Er, Kommunist, Sohn von Kommunisten, schafft sein letztes Werk von dieser christlichen Märtyrerin.“

Übergabe der Reliquie durch eine besondere Frau

Nach mehreren Fürbitten wurde als Reliquie das Kreuz eines Gürtelrosenkranzes der sel. Restituta in feierlicher Prozession durch den Kirchenraum zum Altar der Märtyrer des Nationalsozialismus getragen – von einer eigens aus den USA angereisten ganz besonderen Verehrerin.

Reliquienübergabe Monika Smith

Die in den USA lebende gebürtige Mödlingerin Dr. Mag. Monika Smith überreicht Kard. Dr. Christoph Schönborn die Restituta-Reliquie

Bei ihrer gefährlichen Geburt im März 1941 in Mödling war Operationsschwester Restituta dabei, begrüßte das Mädchen Monika auf dieser Welt und hielt es in ihren Händen. Monikas Mutter lebte als sog. „Mischling 2. Grades“ (mit einem jüdischen Großvater) während der sechs Wochen Krankenhausaufenthalt in ständiger Todesangst, wie andere Familienangehörige von der Gestapo verhaftet zu werden. Sr. Restituta beruhigte und tröstete Monikas Mutter und brachte bei Bombenalarm Mutter und Kind persönlich in die Luftschutzkeller. Heute lebt die Dankbarkeit der Mutter in der Tochter weiter.

Kardinal Schönborn übernahm die gerahmte Reliquie und stellte sie auf den Märtyreraltar mit folgendem Gebet:

Gebet vor dem Altar der Märtyrer des Nationalsozialismus

„Auf diesen Altar der Glaubenszeugen in der nationalsozialistischen Verfolgung
legen wir das Kreuz der seligen Restituta Kafka.
Es war das Symbol der Liebe, die ihr Leben geleitet hat bis hin zum Opfer;
jetzt sei es Zeichen unserer Treue zum Evangelium,
um der Welt die Liebe unseres Herrn Jesus Christus weiterzugeben,
der lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
Amen.“

Restituta-Reliquie in S. Bartolomeo all’Isola in Rom

 

Franziskanischer Ausklang

Während der Verehrung der Reliquie sang Komponistin Mag. Elisabeth Lotterstätter das „Gebet der Sr. Restituta“ aus dem Musical „Restituta“ – Glaube gegen NS-Gewalt. Nach einem franziskanischen Schlusslied fand die Feier bei einer von der Österreichischen Botschaft beim Hl. Stuhl gespendeten Agape ihren franziskanisch-geschwisterlichen Ausklang.

Fassade der Basilika S. Bartolomeo all’Isola in der Abendsonne

 

Die Gemeinschaft Sant‘Egidio

Die Gemeinschaft Sant’Egidio hat ihren Namen vom Platz des hl. Ägidius im römischen Stadtteil Trastevere, dem Hauptsitz der Gemeinschaft. Sie hat im Gebet, in der Verbreitung des Evangeliums, in der Solidarität gegenüber den Ärmsten, in der Ökumene sowie in der Förderung des Friedens und des Dialogs ihre Fundamente.

Als NGO (Nichtregierungsorganisation) ist sie erfolgreich an internationalen Friedensmissionen beteiligt. Berühmt ist das Weihnachtsessen der Gemeinschaft Sant’Egidio: Am Weihnachtstag werden die Kirchenbänke (nicht nur) der altehrwürdigen Basilika S. Maria in Trastevere ausgeräumt und gegen eine festlich geschmückte Weihnachtstafel getauscht. Mitglieder von Sant’Egidio und andere Freiwillige bedienen bei Tisch Obdachlose, Arme, Alte, Alleinstehende und Bedürftige jeder Art. Doch auch unter dem Jahr finden z.B. Menschen mit besonderen Bedürfnissen mit Hilfe der Gemeinschaft nicht nur zu menschlicher und kirchlicher, sondern auch zu sozialer und beruflicher Integration.

Näheres unter www.santegidio.org.

Näheres zum Märtyrergedenken in S. Bartolomeo all’Isola unter
www.sanbartolomeo.org (italienisch oder englisch).

 

Und hier geht es zum
Video der Reliquienübergabe mit Kardinal Schönborn in Rom!